Wo gehts hier zum Nimmerland?

Als ich noch ein kleines Kind war, gab es für mich keinen Zweifel, dass ein wunderbares Leben vor mir lag. Ich hatte eine verschwommene, rosarote Vorstellung davon, wie es sein würde, wenn ich erwachsen wäre. Es würde sich alles auf beste Weise entfalten, ich sah mich selbst als eine Art Lichtgestalt, die glücklich wäre und andere glücklich machen würde. Ich würde eine glänzende Frau sein, geliebt und eingebettet in einen bunten Freundeskreis, bewundert für eine strahlende Tätigkeit, die ich ausüben würde. Würde ich Geschichtenerzählerin sein? Lehrerin? Ärztin? Oder würde ich, das war eine Zeitlang mein Traum, mit einer Karawane von Wohnwagen, in denen ich meine zahlreiche Tiere und meine Freunde transportierte, durch die Welt reisen? Wie auch immer es kommen würde, ich war mir sicher, dass es gut und besonders werden würde. Die Zukunft lag wie ein süßes Geheimnis vor mir, und ich freute mich darauf.

Jetzt, mit Anfang 30, war die Zukunft kein verheißungsvoller Silberstreif am Horizont mehr, ich leider noch keine Heldin geworden, und die Frischhaltefolie suchte ich vergeblich. Nicht, dass es jetzt schlecht gekommen wäre, im Gegenteil. Aber die sehnsüchtigen Gedanken richteten sich nun oft rückwärts, in die Kindheit. Welche Freiheit man hatte, die unendliche Fülle an Zeit, die man Nachmittage lang spielend völlig vergaß. Noch nicht wissen zu müssen, noch nicht entscheiden zu müssen. Während um mich herum bei den meisten der Lebenswettlauf begann, Familie, Beruf und Freunde unter einen Hut zu bringen, Leidenschaften zu Hobbies wurden, Freunde zu Kaffee-Bekannten, fragte ich mich, was nochmal meine Träume waren. Wann war mir das Wissen darüber abhanden gekommen, was ich wollte – oder hatte es das nie gegeben? Musste man sowas wissen? Müsste ich nicht schon irgendetwas geworden sein? Die Idee mit der Karawane, sie war doch nicht schlecht.

Hinterlasse einen Kommentar