Die Tür des Sachbearbeiters ist auf - ein Zeichen der Offenheit, das man in den langen Gängen des Neuköllner Jobcenters selten anfindet. Ein junger, agiler Sachbearbeiter begrüßt mich ungewohnt freundlich. Er wirkt tatsächlich motiviert, fast etwas aufgedreht. Seine gute Laune entspannt mich nicht unbedingt. Wie immer war die heutige Einladung mit der Androhung der Leistungskürzung … Weiterlesen Der gesetzliche Auftrag
Kategorie: 1. Staffel
Lebe ich noch oder arbeite ich schon?
Es ist vier Uhr morgens. Draußen liegt die große Stadt im Dunkeln, warme Luft trägt vereinzelt Gesprächsfetzen von der Straße durchs offene Fenster zu mir in die Wohnung. Ich laufe im Nachthemd mit wiegenden Schritten auf und ab, meine kleine Tochter auf dem Arm, die nicht mehr in den Schlaf findet. Von der Wohnzimmertür bis … Weiterlesen Lebe ich noch oder arbeite ich schon?
Mein Hartz-IV-Stipendium – eine Apologie
Eigentlich müsste ich gerade etwas anderes tun: Bewerbungen schreiben. Stattdessen bastle ich an meiner Verteidigungsstrategie. Statt mich aus der Komfortzone herauszubewegen, mache ich es mir auf der Küchenbank gemütlich. Die Bank ist sogar gepolstert. Es geht mir ganz gut. Schon das macht mich verdächtig. Ob ich es nicht überdrüssig geworden bin, mich zu erklären, zu … Weiterlesen Mein Hartz-IV-Stipendium – eine Apologie
Unvereinbar gleichzeitig
Simone de Beauvoir, 1908-1986. Der Name, dann eine Zeitspanne: Zwei Jahreszahlen klammern im Rückblick das Leben eines Menschen. Anfang und Ende. Was dazwischen lag, muss der kleine Bindestrich tragen: Auf ihm lastet alles, was die Person erlebt hat und ausmacht, vom Weltkrieg bis zum ersten Kuss. Catull, floruit ca. 60 v.C. Der Name, dann die … Weiterlesen Unvereinbar gleichzeitig
Der Anfang vom Ende der SPD – und das Schicksal Europas
So richtig los ging es mit diesem Satz: "Es gibt kein Recht auf Faulheit in unserer Gesellschaft." Ein Satz aus dem Populismus-Katechismus? Oder ein Zugeständnis an Sachzwang und den notorisch kursiv gestellten common sense? Viele klagen über den Niedergang der SPD; manche glauben, mit Gerhard Schröders Satz wurde er ziemlich genau vor 17 Jahren eingeleitet. … Weiterlesen Der Anfang vom Ende der SPD – und das Schicksal Europas
Arbeit()los werden – Teil 3
Letzter Teil der Serie, in dem es um die berühmte Marienthal-Studie, den Riss in der amerikanischen Freiheitsglocke und ein neues Verständnis von Nichtarbeit geht.
Isle of Women
Die Arbeitslosigkeit katapultiert einen, wie wir in den letzten zwei Beiträgen gelesen haben, geradewegs ins diskursive Nichts. Sie ist ein Un-Ort des Nicht-Mehr, Dazwischen und Hoffentlich-Bald, nur zum Übergang und nicht zum Verweilen und schon gar nicht zum Ausruhen gedacht. Ist man dort, spürt man sofort, man sollte nicht dort sein und bitte schnell weitergehen. … Weiterlesen Isle of Women
Arbeit()los werden – Teil 2
Teil 2 der dreiteiligen Serie, in dem es um die Raumwahrnehmung der Arbeitslosen und ihre Erfahrung der Fehl- bzw. Nichtplatzierung geht.
Get a job (Lee Jackson, 1958)
Selten hat sich ein Song so frech und frei gegen das alte Arbeitsregime gewandt wie "Get a job" von Lee Jackson.
Self-Empowerment mit Staubsauger
Kann sich jemand noch an diese damals als überaus genial empfundene Werbung aus den Neunzigern erinnern? Eine junge Frau in feiner Abendgesellschaft, in einem Kreis von Männern. Sie fühlt sich offensichtlich sehr unsicher. Plötzlich richtet jemand das Wort an sie, o Schreck! „Und was machen Sie beruflich?“, fragt man sie. Um sie herum scheint alles … Weiterlesen Self-Empowerment mit Staubsauger
Arbeit()los werden – Teil 1
Teil 1 der dreiteiligen Serie, in dem es um die Arbeitslosigkeit der anderen und die Zeitwahrnehmung der Arbeitslosen geht.
Mach deinen Job, Mann!
In letzter Zeit wächst in mir das Bewusstsein für die vielen Imperative, denen ich im Leben ausgesetzt bin. Oftmals sind diese Imperative uns als solche nicht sofort zugänglich, weil wir sie nicht nur verinnerlichert haben, sondern uns diesen gegenüber zugleich ohnmächtig fühlen. Ein solcher Imperativ lautet: MACH DEINEN JOB, MANN! In "The will to change: … Weiterlesen Mach deinen Job, Mann!
Mein Name sei Niemand
Neulich fragte mich ein etwa achtjähriges Kind bei einem Familientreffen: „Was bist du eigentlich?“ Ich antwortete so etwas wie „Gute Frage! Die stelle ich mir auch schon mein Leben lang. Man rätselt, ob ich zur Spezies Mensch gehöre.“ Das Kind blickte mich ernsthaft an, alle hörten zu, aber niemand schmunzelte. Witzig kann ich nicht so … Weiterlesen Mein Name sei Niemand
Mensch, du kennst dich doch!
"So bist du, das brauchst du und hier kriegst du es!" Das könnte die Quintessenz der meisten Marketingbotschaften sein. Dahinter scheint eine leicht durchschaubare Situation zu stehen: das Angebot, der Versuch, eine Nachfrage zu erzeugen und diese auch zu bedienen. Ist das nicht eine ganz und gar basisdemokratische Situation? Und wo haben wir schließlich mehr … Weiterlesen Mensch, du kennst dich doch!
Wo gehts hier zum Nimmerland?
Als ich noch ein kleines Kind war, gab es für mich keinen Zweifel, dass ein wunderbares Leben vor mir lag. Ich hatte eine verschwommene, rosarote Vorstellung davon, wie es sein würde, wenn ich erwachsen wäre. Es würde sich alles auf beste Weise entfalten, ich sah mich selbst als eine Art Lichtgestalt, die glücklich wäre und … Weiterlesen Wo gehts hier zum Nimmerland?
